Konzept und Regie: Christoph Schlingensief
Bühne: Thekla von Mülheim, Christian Schlechter
Kostüme: Aino Laberenz
Licht: Voxi Bärenklau, Michael Dietze
Video: Meika Dresenkamp
Musik und Dirigat: Arno Waschk
Sound Design: David Gierth
Dramaturgie: Anna Heesen, Carl Hegemann
Mit:
Brigitte Cuvelier, Kerstin Graßmann, Mamounata „Kandy“ Guira, Friederike Harmsen,
Claudia Sgarbi, Olivia Stahn, Isabelle Tassembedo, Jean Marie Gomzoudou Boucougou,
Jean Chaize, Issoufou Kienou, Stefan Kolosko, Amado Komi, Johannes Lauer, Christian Radovan,
Ahmed Soura, Nicolas Ulrich Séverin Tounga, Abdoul Kader Traore, Arno Waschk, Wilfried Zoungrana
Regieassistenz: Agathe Chion, Sophia Simitzis, Nicola Ahr
Kostümassistenz: Charlotte Pistorius, Michaela Muchina
Sound Operator: Rupert Derschmidt
Licht Operator: Hans Fründt
Video Operator: Heta Multanen
Technische Koordination: Christian Schlechter, Kilian Krieg
Bühne/Props: Nanna Neudeck, Susanne Fehenberger, Andreas Kless
Mitarbeit Bühnenbild: Kerstin Junge, Julia Ries
Unter Mithilfe der Studenten der HfbK Braunschweig:
Armagan Aydin, Sina Dunker, Martina Gromadzki,
Maria Manasterny, Imke Meyer, Nina Olczak, Christian Retschlag, Doreen Schwarz, Sabine Sellig, Deborah Uhde
Übersetzung und Künstlerbetreuung: Wilfried Zoungrana
Koordination und Künstlerbetreuung: Corinne Halter, Lisa Herkenhöhner
Übersetzung: Agathe Chion, Anne Hosemann
Regiebuch: Natascha Gangl
Regiehospitanz: Anne Hosemann, Marie Ohl
Casting und Vorproben Ouagadougou: Sophia Simitzis
Korrepetition Ouagadougou: Roman Lemberg
Videodokumentation: Lionel Some
Technik Berlin: Ingo Keller, Bertfried Wetzel
Produktionsleitung: Alexa Gräfe, Johanna von Rigal, Katharina Benecke
Projektleitung: Claudia Kaloff, Celina Nicolay
Uraufführung am 15. Mai 2010 in Brüssel
Vorstellungsdauer: ca. 1 Stunde, 30 Minuten
Brigitte Cuvelier wurde in Belgien geboren und absolvierte ihre Tanzausbildung am “Conservatoire Royal de la Monnaie” in Brüssel. Sie tanzte mit dem Ballet du XXe siècle (Maurice Béjart), und an verschiedenen Theatern, u.a. in Frankfurt am Main, Amsterdam und Mannheim.
Von 1990 bis 1999 war sie, zunächst in Bremen, dann an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin Darstellerin des Choreographischen Theaters (Johann Kresnik). Als Schauspielerin arbeitete sie mit verschiedenen Regisseuren u.a. mit Frank Castorf, Alexis Forestier, Herbert Fritsch, Ruedi Häusermann, Karin Henkel, Christoph Marthaler, René Pollesch, Christoph Schlingensief und Martin Wuttke.
2012 spielte sie in dem Spielfilm von Christine Groß und Ute Schall „Das traurige Leben der Gloria S“. Als Choreographin arbeitete sie mit den Regisseuren Sebastian Baumgarten, Schorsch Kamerun, Jürg Kienberger und René Pollesch zusammen.
Kerstin Graßmann, geboren 1959 in Olbernhau steht seit über 25 Jahren auf den großen Theaterbühnen und spielte in zahlreichen Inszenierungen Christoph Schlingensiefs, wie u.a. „Rocky Dutschke´68“, „Kunst und Gemüse“ und „Kaprow City“ an der Berliner Volksbühne, „Bambiland“ von Elfriede Jelinek am Burgtheater Wien, sowie „Der Zwischenstand der Dinge“ am Maxim Gorki Theater Berlin und „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ bei der Ruhrtriennale. Auch in Schlingensiefs „Freakstars 3000 – Der Film“ nahm sie eine tragende Rolle ein. Sie hatte zahlreiche TV- und Audioauftritte in diversen Talkshowformaten und engagierte sich auch politisch, z.B. bei Wahlveranstaltungen der Partei „Chance 2000“. Sie wurde mehrfach zum Theatertreffen eingeladen, zuletzt mit Via Intolleranza II im Jahr 2011.
Am Ballhaus Ost und am bat-Studio-Theater der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin spielte sie in den Inszenierungen von Agathe Chion "Hotel Hollywood“ und „Marry Me Harry!“ (It´s not about a Tea-Party. It´s all about a Royal Picnic)" und wird auch in den weiteren Teilen der „Fame and Fortune Trilogie“ als leitende Figur auftreten. Am 26.05.2012 feiert ihre jüngste Premiere "The Final Scream Queen. Paranoide aller Länder, vereinigt Euch!" am Ballhaus Ost Premiere.
Mamounata "Kandy" Guira, geb. 1984. Sängerin aus Ouagadougou. Sie lebt in Frankreich. Kandy hat ihre Karriere als Back-up Sängerin für berühmte afrikanische Künstler wie z.B. Aicha Kone, Alain Nasy Mento, Ami Koita, Bays Pinto, Zedess und Eugene Kounker begonnen. Sie hat mittlerweile 10 Jahre Bühnenerfahrung. 2008 gewann sie den Preis der »Semaine Nationale de la Culture«, des größten Kulturfestivals in Burkina Faso. 2009 veröffentlichte sie ihr erstes Album »M’Ba« (dt. »Meine Mutter«). Sie hat einige Erfahrungen als Komikerin gesammelt und sechs Jahre lang gemodelt.
Friederike Harmsen, geboren in Hamburg, beendete ihre Gesangsausbildung an der Universität der Künste Berlin bei Inge Uibel als Sopran. Sie sang Partien wie Amor in Glucks »Orpheus und Eurydike«, Servilia in Mozarts »La clemenza di Tito« und Barbarina in »Le nozze di Figaro«. Sie besuchte Meisterkurse u. a. bei Agnes Giebel, David L. Jones und Janet Williams und arbeitete mit Eva Lindqvist (Wien) und Peter Maus. 2010 wechselte sie ins lyrische Mezzosopranfach.
Neben ihrer Konzerttätigkeit, u. a. mit dem Ensemble Saitenblicke Berlin, gilt ihr besonderes Interesse zeitgenössischen und experimentellen Musiktheaterproduktionen und der Barockoper. So sang und spielte sie in der Performance »Beethovens Neffe« oder »So kocht man in Wien« im Hortus Botanicus in Leiden, Niederlande. Sie verkörperte die Venus in »Venus und Adonis«, einem Tanztheater von B. Söll. Sie stellte Cleopatra (nach Händel) und Dido (nach Purcell) dar und wirkte erfolgreich an zahlreichen Uraufführungen wie Bruno Nelissens »Moshammeroper« an der Neuköllner Oper Berlin mit.
Außerdem sang und spielte sie u.a. in Christoph Schlingensiefs Fluxus-Oratorium »Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir« bei der Ruhrtriennale 2008, in »Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er singt« von René Pollesch und Carl Hegemann am Nationaltheater Mannheim und in Christoph Schlingensiefs Readymade-Oper »Mea Culpa« am Wiener Burgtheater.
Claudia Sgarbi, wurde in Sao Paulo, Brasilien, geboren und studierte an der „Escola de Comunicacoes e Artes da Universidade de Sao Paulo“, sowie am „Conservatoire Royal de Musique de Bruxelles“. Seit 1996 lebt und arbeitet sie in Berlin.
Sie ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin des Schlagzeugensembles „qUAdRum“ und des „Trio Nexus“ und bringt in ihrer regen Solisten-Tätigkeit Werke für Schlagzeug und Orchester der repräsentativsten Komponisten der Gegenwart zur Aufführung. Gastspiele führten sie durch Europa, Südamerika, Asien und USA. Sie wurde mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u.a. von den Darmstädter Ferienkursen und der Vitae-Stitung.
Isabelle Tassembedo, geb. 1954. Komikerin. Sie lebt in Ouagadougou. Isabelle arbeitet seit 30 Jahren bei der burkinischen Rentenkasse, hat 6 Kinder und 7 Enkelkinder. Schon seit ihrer Jugend hatte sie den Wunsch als Komikerin auf der Bühne zu stehen. Durch ihren Beruf, ihre Heirat und ihre Kinder konnte sie diesen Traum leider bisher nicht richtig realisieren. Da sie in anderthalb Jahren in den Ruhestand geht und ihre Kinder erwachsen sind, widmet sie sich jetzt ihrer Leidenschaft.
Jean Marie Gomzoudou Boucougou, genannt Monsieur le Chercheur (geb. 1951). Sänger, Tänzer und Professor in Ethnosoziologie, Ethnolinguistik und Pädagogik. Er lebt in Ouagadougou. Nach dem Abitur studierte er französische Literatur in Abidjan, Dakar und Ouagadougou. Seitdem forscht er an der Universität in Ouagadougou. Er schrieb Bücher über Arbeitssoziologie und moderne Ethnomusikologie, wie zum Beispiel »Meine Heimat – Wohin geht Burkina Faso?« und »Wie heilt man die Gelbsucht?«. Er besitzt den schwarzen Gürtel in Shotokan Karate und läuft Halbmarathon. Seit 1973 veröffentlichte Chercheur drei Alben, außerdem erfand er den Tanz »Warba Acrobatique Internationale«.
Jean Chaize wurde 1954 in Gap (Frankreich) geboren. Er studierte Ballett bei Marika Besobrasova in Monaco, bei Rosella Hightower in Cannes, Youra Loboff in Paris und Mathematik in den Universitäten von Nizza, Montpellier und Paris 7.
In den siebziger Jahren arbeitete er in Frankreich und Spanien mit verschiedenen Choreographen, u.a. Georges Golovine, Anne Béranger, Ethéry Pagava, Aline Roux, Lélé de Triana und Luis Ruffo.
Seit 1981 lebt er in Deutschland und war als Tänzer zunächst am Staatstheater Kassel, dann am Nationaltheater Mannheim engagiert.
Von 1988 bis 2000 war er Darsteller des Choreographischen Theaters von Johann Kresnik in Heidelberg, Bremen und Berlin. Zudem arbeitete als Tänzer und Schauspieler mit zahlreichen Regisseuren wie Pierre Roman, Christoph Marthaler, Reinhild Hoffmann, Ruedi Häusermann, Frank Castorf, Luk Perceval, Alexis Forestier, René Pollesch, Christoph Schlingensief, Karin Henkel und Martin Wuttke.
Issoufou Kienou, geb. 1973. Griot, Sänger und Gitarrist. Er lebt in Ouagadougou. Issouf stammt aus einer Griot-Familie. Die Griot-Tradition wird von Vater zu Sohn vererbt. Seit frühester Kindheit erlernte er die Geschichte, die von Mund zu Mund weitergegeben wird, durch seine Eltern und Geschwister. Sein Vater hatte 4 Frauen und 33 Kinder. Alle leben bis heute von der Musik. Im Jahr 2003 veröffentlichte er sein erstes Album mit seiner Band „Djelya« (dt. „Griotpraxis«) unter dem Namen »Kanou Yongon“ (dt. »Meine Liebe«). 2011 spielte er in Irène Tassembedos Musical »Zalissa la Go« und stellte sein zweites Album »Yelema Yelema So« (»Die Welt verändert sich«) fertig.
Stefan Kolosko, geboren und aufgewachsen im Ostberlin der 70er Jahre absolvierte seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin.
Seit 1991 arbeitete er an verschiedenen Bühnen, wie der Freien Volksbühne Berlin, Schiller Theater Berlin, Hans-Otto Theater Potsdam, Düsseldorfer Schauspielhaus, Berliner Ensemble, Sophiensaele Berlin, Volksbühne Berlin, Festspielhaus Bayreuth, Oper Bonn, Ballhaus Ost Berlin, Ruhrtriennale, Kampnagel Hamburg, u.a. bei Einar Schleef, Thomas Heise und Christoph Schlingensief, bei dem er 2001 erstmals in „Hamlet“ am Schauspielhaus Zürich spielte. Es folgten weitere Arbeiten mit Schlingensief, unter anderem die begehbare Installation „Kaprow City“ an der Volksbühne Berlin und die Produktion der Ruhrtriennale „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“.
Er realisierte auch eigene Projekte, u.a. 2008 „DER REVISOR. Die Stadt der verlorenen Utopien im Ballhaus Ost“ und 2011 „DER UNTERGANG II – Ein starkes Stück Theater ohne Bruno Ganz. Die Stadt der verlorenen Utopien auf Kampnagel Hamburg“.
Neben mehreren Engagements für Film und Fernsehen, drehte er auch mit Christoph Schlingensief, u.a. „The African Twintowers“.
Amado Komi, geb. 1981. Schauspieler und Komiker. Er lebt in Ouagadougou. Komi begann seine Karriere als Schauspieler 2005 im »Theatre de l’Espoir« und absolvierte dort eine einjährige Ausbildung. Vorher arbeitete er als Elektriker, wollte aber schon seit seiner Kindheit schauspielern. Er besuchte mehrere Workshops und trat im Rahmen des »Carrefour International de Théâtre de Ouagadougou« auf. Er spielte in vielen Filmen und Fernsehserien, die auch internationalen Erfolg hatten, wie z.B. »Commissariat de Tampy« von Missa Hebié und »Petit Sergeant« von Adama Rouamba. Er arbeitete mit dem berühmten Theaterregisseur Moîse Touré, u.a. in der Inszenierung »Les bouts de bois de dieu«.
Der Posaunist und Komponist Christian Radovan wurde am 07.05. 1962 in Linz geboren. Er studierte am Konservatorium der Stadt Wien. Seit seinem 19. Lebensjahr war er 17 Jahre lang ständiges Mitglied des „Vienna Art Orchester“ und musizierte mit zahlreichen Künstlern. Seit 1989 unterrichtet er an der Anton Bruckner Universität in Linz.
Christoph Maria Schlingensief wurde am 24. Oktober 1960 als Sohn einer Krankenschwester und eines Apothekers in Oberhausen geboren.
Sein erster Kurzfilm entstand bereits 1968 im Alter von acht Jahren. Seinen ersten Langfilm TUNGUSKA – DIE KISTEN SIND DA drehte er 1984. Es folgten Filme wie MENU TOTAL (1985), EGOMANIA (1986) und MUTTERS MASKE (1987).
Einem größeren Publikum wurde Schlingensief durch seine sog. „Deutschlandtrilogie“ bekannt, bestehend aus den Filmen 100 JAHRE ADOLF HITLER. DIE LETZTE STUNDE IM FÜHRERBUNKER (1989), DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER (1990) sowie TERROR 2000 – INTENSIVSTATION DEUTSCHLAND (1992).
UNITED TRASH (1995) und DIE 120 TAGE VON BOTTROP. DER LETZTE NEUE DEUTSCHE FILM (1996) markierten Mitte der neunziger Jahre letzte reine Filmarbeiten, nachdem sich Schlingensief zuvor bereits vermehrt dem Theater zugewandt hatte.
Die künstlerische Zusammenarbeit mit körperlich und geistig behinderten Menschen wurde schon zu dieser Zeit zu einem festen, dauerhaften und prägenden Bestandteil seiner Arbeiten.
1993 inszenierte Schlingensief erstmals an der Volksbühne Am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Auf 100 JAHRE CDU. SPIEL OHNE GRENZEN folgten dort u.a. KÜHNEN `94 – BRING´ MIR DEN KOPF VON ADOLF HITLER (1994), ROCKY DUTSCHKE `68 (1996), SCHLACHT UM EUROPA (1997), BERLINER REPUBLIK (1999), ROSEBUD (2001) sowie KUNST UND GEMÜSE, A. HIPLER (2004).
Schlingensief arbeitete an den wichtigsten deutschsprachigen Theatern. Am Schauspielhaus Zürich inszenierte er 2001 HAMLET mit resozialisierungswilligen deutschen Neonazis. Im Anschluss an ATTA ATTA – DIE KUNST IST AUSGEBROCHEN (2003), dem Auftakt der sog. „Atta-Trilogie“ an der Volksbühne, führten BAMBILAND (2003) von Elfriede Jelinek Schlingensief ans Burgtheater Wien und ATTABAMBI, PORNOLAND (2004) abermals ans Schauspielhaus Zürich. Im Zuge der Aufführungen von Schlingensief angefertigte Actionpaintings schafften eine erste Verknüpfung seiner Arbeit mit der Bildenden Kunst.
Zwischen 1997 und 2007 realisierte Schlingensief mit TALK 2000 (1997), U3000 (2000), FREAKSTARS 3000 (2002) und DIE PILOTEN (2007) zudem vier Arbeiten für verschiedene deutsche Fernsehanstalten.
Ebenfalls ab 1997 entstanden erste performative Projekte außerhalb des herkömmlichen Theaterkontextes. Auf der documenta X in Kassel zeigte Schlingensief MEIN FILZ, MEIN FETT, MEIN HASE – 48 STUNDEN ÜBERLEBEN FÜR DEUTSCHLAND. Im gleichen Jahr initiierte er die Aktion 7 TAGE NOTRUF FÜR DEUTSCHLAND. EINE BAHNHOFSMISSION am Deutschen Schauspielhaus Hamburg.
Mit der von ihm gegründeten PARTEI DER LETZTEN CHANCE. CHANCE 2000 nahm Schlingensief 1998 am Bundestagswahlkampf teil. Nicht minder großes Aufsehen erregten seine Container-Aktion BITTE LIEBT ÖSTERREICH im Rahmen der Wiener Festwochen 2000 sowie die AKTION 18, die Schlingensief auf Einladung des Festivals Theater der Welt 2002 in Düsseldorf durchführte. Namens der von ihm begründeten CHURCH OF FEAR veranstaltete er 2003 einen Pfahlsitzwettbewerb auf der Biennale in Venedig. Ein multimedialer Kirchenbau, der anlässlich des gleichen Projekts entstand, wurde 2005 im Museum Ludwig Köln ausgestellt. Im Münchner Haus der Kunst präsentierte er 2007 die Installation 18 BILDER PRO SEKUNDE, im brasilianischen Sao Paulo die Operngeisterbahn TREM FANTASMA.
Bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen 2004 inszenierte Schlingensief den PARSIFAL und damit zugleich seine erste Oper. Ihr folgte 2007 DER FLIEGENDE HOLLÄNDER am Teatro Amazonas in Manaus, Brasilien.
2005 entwickelte Schlingensief das Langzeitprojekt DER ANIMATOGRAPH, „eine begehbare Fotoplatte“, die erstmals unter dem Titel HOUSE OF OBSESSION auf dem Reykjavik Art Festival präsentiert wurde. Ein zweiter Animatograph bildete das Herzstück von ODINS PARSIPARK in Neuhardenberg, ein dritter wurde im Zuge der Dreharbeiten zu THE AFRICAN TWINTOWERS im Township „Area 7“ im namibischen Lüderitz errichtet, das dem vierten Animatographen im Wiener Burgtheater seinen Titel gab.
Ausläufer des animatographischen Projekts war die begehbare Installation KAPROW CITY (2006), die ihrerseits in die Aktion DIANA 2 – WHAT HAPPENED TO ALLAN KAPROW im Rahmenprogramm der Frieze Art Fair 2006 in London überging.
Nach der Krebsdiagnose im Januar 2008 bearbeitete Schlingensief seine Krankheitserfahrungen, „das Leben wollen und Sterben müssen“ in der Inszenierung DER ZWISCHENSTAND DER DINGE am Berliner Maxim Gorki Theater, dem im Rahmen der Ruhrtriennale aufgeführten Fluxus-Oratorium EINE KIRCHE DER ANGST VOR DEM FREMDEN IN MIR und der Ready-Made-Oper MEA CULPA (2009) am Burgtheater. Sein 2009 bei Kiepenheuer & Witsch erschienenes „Tagebuch einer Krebserkrankung“ mit dem Titel SO SCHÖN WIE HIER KANNS IM HIMMEL GAR NICHT SEIN! war mehrere Wochen in den Bestsellerlisten vertreten.
Seit 2008 arbeitete Schlingensief an der Idee für das OPERNDORF AFRIKA, das er unter dem Motto „Von Afrika lernen“ als kulturelle Begegnungs-und Experimentierstätte angelegt wissen wollte. Am 8. Februar 2010 erfolgte die Grundsteinlegung unweit von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Am 8. Oktober 2011 wurde die Schule mitsamt einer Film-, einer Kunst-und einer Musikklasse im Operndorf eröffnet und ein geregelter Unterrichtsbetrieb für zunächst 50 Kinder aufgenommen. In zwei weiteren Bauabschnitten, die Schlingensief noch gemeinsam mit dem burkinischen Architekten Francis Kéré geplant hatte, sollen u.a. Gästehäuser, eine Krankenstation, ein Restaurationsbetrieb, Agrarflächen, Sportanlagen und schließlich das Festspielhaus entstehen. Die Geschäftsführung der von ihm initiierten Festspielhaus Afrika gGmbH hat nach seinem Tod seine Ehefrau Aino Laberenz übernommen.
Schlingensiefs letzte Inszenierung VIA INTOLLERANZA II (2010) entstand in Zusammenarbeit mit Laiendarstellern und Künstlern aus Burkina Faso und Deutschland. Sie wurde u.a. in Wien, Hamburg, Helsinki und Amsterdam aufgeführt und 2011 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Im Mai 2010 wurde Schlingensief berufen, den Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig 2011 zu gestalten. Die bereits vorliegenden Pläne konnte er nicht mehr umsetzen. Im Bühnenbild der Ruhrtriennale-Inszenierung, einem Nachbau des Kirchenschiffs seiner Oberhausener Heimatgemeinde, wurde stattdessen unter der Künstlerischen Leitung von Aino Laberenz eine Ausstellung aktueller Arbeiten Schlingensiefs realisiert und das Operndorf-Projekt vorgestellt. Der Pavillon wurde mit dem Goldenen Löwen der 54. Biennale di Venezia ausgezeichnet.
Für die Hörspielbearbeitung seiner Inszenierung ROCKY DUTSCHKE `68 erhielt Schlingensief 1997 den Prix Futura, den gleichen Preis 1999 für sein Hörspiel LAGER OHNE GRENZEN. Die Hörspielbearbeitung seiner Inszenierung ROSEBUD wurde 2002 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. 2010 wurde Schlingensief der Helmut-Käutner-Preis der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf für seinen Beitrag zur deutschen Filmkultur verliehen, 2011 der Gießener Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis. Schlingensief war Professor für Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.
Am 21. August 2010 ist Christoph Schlingensief in Berlin verstorben.
Ahmed Soura, geb. 1983. Tänzer. Er lebt in Ouagadougou. Ahmed begann seine Tanzausbildung im nationalen Institut für künstlerische und kulturelle Ausbildung in Ouagadougou. Dort studierte er drei Jahre lang traditionellen und afro-zeitgenössischen Tanz. Gleichzeitig wurde er in der Company Salia Ni Seydou ausgebildet. Danach studierte er in Frankreich im »Centre Chorégraphique National de Montpellier« zeitgenössischen Tanz. Seit 2007 ist er Tänzer und Lehrer in der Company von Irène Tassembedo in Paris und Ouagadougou. Er hatte zahlreiche Auftritte in Frankreich, Italien, Senegal, Togo und Burkina Faso mit der Company Corp’ Art, der Company von Irène Tassembedo und dem »Orchestre des pays de savoie«, der Company Joseph Aka. Er entwickelte und tanzte zwei Soloarbeiten: »Rien ne m’appartient« und »Hommage à Ali Farka Touré«. Im März 2011 belegte er den dritten Platz des »Internationalen Solo-Tanz-Theater Festival« in Stuttgart mit seiner Arbeit »En opposition avec moi«.
Nicolas Ulrich Séverin Tounga, geb. 1976. Trompeter. Er lebt in Ouagadougou. Seit seinem achten Lebensjahr spielt er Perkussion im Kirchenchor. Im Alter von 18 Jahren begann er Trompete zu spielen und spielte zunächst in einer Brass Band mit 44 Musikern in Brazzaville als zweiter Solist und tourte durch Spanien, Togo, Ghana und die Elfenbeinküste. 2005 ging er nach Burkina Faso, weil er dort größere Chancen für seine musikalische Zukunft sah. 2007 wurde er Trompeter im burkinischen Staatsorchester. Seitdem unterrichtet er auch Trompete in einer privaten Musikschule. Im Januar 2011 brachte er sein erstes Soloalbum (»Rejouis-nous«) heraus, auf dem er auch singt.
Abdoul Kader Traore, genannt El Primo (geb. 1982). Rapper. Er lebt in Ouagadougou. Kader gehörte zu der legendären burkinische Rapgruppe »La Censure« (dt. Zensur), die 2001 für einen revolutionären Erfolg der Rapmusik in Burkina Faso sorgte. Seitdem ist Hip-Hop in Burkina Faso die einzige Jugendbewegung, die sozialkritisch ist und das politische Regime öffentlich angreift. El Primo hat zwei Soloalben veröffentlicht: »Primostyle« 2007 und »Blacksoldjah« 2009. Er moderiert eine HipHop Radioshow, die von vielen Jugendlichen in Ouagadougou gehört wird, und produziert junge Nachwuchstalente. Momentan arbeitet er an seinem dritten Album.
www.myspace.com/elprimodughetto
Arno Waschk studierte Dirigieren und Klavier in München und Berlin. Seit 2004 arbeitet er als Spieler und musikalischer Leiter regelmäßig mit Christoph Schlingensief zusammen, wie u.a. bei "Kunst und Gemüse" an der Volksbühne Berlin und „Via Intoleranza II“. Er komponierte die Musik für Schlingensiefs Ready Made Oper "Mea Culpa" am Burgtheater Wien, wo er auch regelmäßig als Komponist mit Matthias Hartmann zusammen arbeitete, wie in "Faust I" und "Das blinde Geschehen" (Botho Strauß, UA). Weiter übernahm er am Burgtheater die musikalische Leitung der masochistischen Komödie von Martin Wuttke "Nach der Oper. Würgeengel". 2010 debütierte er als Dirigent an der Berlin Staatsoper mit zwei Opern von Sciarrino und Maxwell Davies. Darüber hinaus arbeitet er regelmäßig mit Klaus Maria Brandauer, Jürgen Flimm und Hans Neuenfels zusammen.
Wilfried Zoungrana, geb. 1986. Student aus Ouagadougou. Er lebt in Erfurt. Wilfried studierte in Ouagadougou Germanistik, seine Magisterarbeit schrieb er in Bayreuth zum Thema »Kolonialpolitik und Verwaltung der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika 1904–1906«. Er erhielt ein Stipendium vom DAAD, um ab September 2010 in Erfurt den Masterstudiengang »Public Policy and Good Governance« zu absolvieren. Wilfried, der in »Via Intolleranza II« Spieler und Übersetzer in einer Person ist, lernte Christoph Schlingensief 2009 bei dessen erster Reise nach Ouagadougou kennen und begleitete ihn seitdem als Übersetzer.